20 Nov

Grenzfälle

Grenzfälle
Familien- und Sozialstrukturen im Erzählwerk Wilhelms Raabes
von Ingeborg Hampl, 1996

 
 
 
 
ISBN: 978-3-927575-47-9
Alte ISBN:  3-927575-47-X
Preis: € 39,80

Klappentext zum Buch:

Die Arbeit behandelt das erzählerische Gesamtwerk Wilhelm Raabes. Sie nimmt den reichhaltigen, sich über ein halbes Jahrhundert erstreckenden Textkorpus zum Anlaß, die Frage möglichen Strukturwandel innerhalb des realistischen Literatursystems (1840/59 – 1890 – 1900) neu zu stellen. Im ersten Teil werden die strukturellen Konstanten – z.T. mit statistischen Auswertungen – untersucht: die räumliche und zeitliche Organisation des Textes, die Figurenkonstellationen unter besonderer Berücksichtigung der Familienform, deren Ersatzbildungen und deren Voraussetzungen (Ehe- und Erotikkonzeption), sowie die grundlegenden Handlungsstrukturen einschließlich ihrer Bestimmungen durch das affektiv-emotionale Figurenverhalten und durch die Werte- und Normensysteme. Ergibt schon diese Rekonstruktion von Quevrekonstanten kein völlig statisches Erzählsystem, so kann die Verfasserin im zweiten Teil ihrer Arbeit vollends zeigen, daß das Erzählsystem Raabes mit zentralen Werten dem Wandel unterworfen ist (destruktive Aggressionsentladung statt resignativem Stoizismus, Scheitern der Konflikvermeidungsstrategien, Funktionsverlust für die Ersatzbildungen, Werteverunsicherung, die auch durch den distanzierten Verschriftungsakt nicht mehr stabilisiert werden kann). Insbesondere Werke wie Stopfkuchen und Die Akten des Vogelsangs sind als Krisentexte zu interpretieren, die die Brüchigkeit des realistischen Literatursystems sichtbar werden lassen und Ausblicke auf die literarische Moderne erlauben. Im Gegensatz jedoch zur literarischen Moderne wird die Krise nicht als Ausgangspunkt einer neuen positiven Wertschöpfung genommen, die Varianz in Raabes Erzählwerk führt also insgesamt nicht zur Transformation des realistischen Literatursystems.